Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

 

Bischof Overbeck spricht in Münster Foto: Johannes Bernard (Kirche+Leben)

Am 16. Januar 2024 um 19:30 Uhr kam Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck zu einem Vortrag zu uns ins Pfarrzentrum St. Clemens. Er sprach zum Thema "Erinnerung an die Märtyrer des 3. Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen". Kaplan Bernhard Poether ist einer neben unzählig vielen anderen Märtyrern.


Bischof Dr. Overbeck war ab 2000 Leiter des Instituts für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster. Im Juli 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. ihn zum Weihbischof in Münster. und Ende Oktober 2009 wurde durch Papst Benedikt XVI. seine Wahl zum Bischof der Diözese Essen bekanntgegeben.

 

Dieser Artikel "Essens Bischof Overbeck kommt nach Hiltrup" von Michael Grottendieck in der WN Ausgabe Hiltrup am Samstag 6. Jan. 2024 wies auf die Veranstaltung hin.

 

Der Vortrag Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hatte den Titel „Erinnerungen an die Märtyrer des Dritten Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen?“ (gehalten im Pfarrzentrum St. Clemens, Hiltrup Amelsbüren am Dienstag, 16. Januar 2024)

 

Nach der Veranstaltung erschienen je ein Artikel in "Kirche und Leben" und der WN:

 

Ruhrbischof Overbeck in Münster: „Die AfD darf man nicht wählen“ von Johannes Bernard in "Kirche und leben" am 18. Januar 2024

Zur politischen Wachsamkeit hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck bei einer Gemeindeversammlung in Münster aufgerufen. Zur AfD hat er eine klare Meinung.
Es ist ein eindringlicher Appell, den der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck an die Katholiken gerichtet hat: „Die AfD hat sich von den demokratischen Grundsätzen entfernt. Die Partei ist für Katholiken nicht wählbar. Sie darf man nicht wählen“, sagte der Ruhrbischof auf einer Gemeindeversammlung der Pfarrei St. Clemens in Hiltrup-Amelsbüren im Süden von Münster.
Overbeck sprach zunächst über Formen des Widerstands in der Zeit der Nazi-Diktatur und über den in Hiltrup aufgewachsenen Kaplan Bernhard Poether, der 1942 im Konzentrationslager Dachau an den Folgen von Unterernährung und Folter starb. Der Bischof nahm dann aber in der Diskussion mit den rund hundert Gemeindemitgliedern auch zu aktuellen politischen und kirchlichen Themen Stellung.
Overbeck fordert Verteidigung der Menschenwürde
Die klare Abgrenzung zur AfD begründete Overbeck mit nicht hinnehmbaren Verhaltensweisen dieser Partei wie jüngst der Beteiligung an Zusammenkünften von Rechtsextremisten: „Wer andere Menschen deportieren will, spricht ihnen die Menschenwürde ab. Aus gutem Grund ist die Würde des Menschen im Grundgesetz fest verankert. Wer dagegen spricht, ist nicht mehr demokratisch.“
Die jüngsten Wahlumfragen, etwa zu den Landtagswahlen in Thüringen in diesem Jahr, seien ein Alarmzeichen. „Jeder Dritte dort will AfD wählen. Das ist erschreckend und fordert uns heraus.“
Ruhrbischof: „Migranten gehören zu uns“
Das Geheimtreffen der Rechten in Potsdam und ähnliche Verabredungen bezeichnete der Ruhrbischof als „widermenschlich“. Unter dem Applaus der Gemeindemitglieder rief er zur politischen Wachsamkeit auf und warnte davor, das Christentum von anderen missbrauchen zu lassen. „Gerade im Bistum Essen leben viele Migrantinnen und Migranten, die zu uns gehören. Das Reden von Rückführungen ist einfach unmenschlich und zutiefst unchristlich.“
In der Diskussionsrunde warnte Overbeck vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union (EU) und einer nachlassenden Hilfe für die Ukraine. „Russland ist der Aggressor. Das Land missbraucht die Religion, um den Krieg zu legitimieren. Die russisch-orthodoxe Kirche spielt eine unheilvolle Rolle“, sagte der Ruhrbischof und wünschte sich in dieser Frage deutlichere Worte aus dem Vatikan.
Franz-Josef Overbeck hofft auf Kirchenreformen
Gefragt nach der Zukunft der katholischen Kirche, setzt Overbeck, der Mitglied der Weltsynode in Rom ist, auf Erneuerungen und spürbare Reformen. „Ich hoffe, dass der Diakonat der Frau kommt. Ich setze auf eine Neubewertung der Sexualität in allen Beziehungen und auf mehr Gleichberechtigung von Mann und Frau.“
Zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren und den vatikanischen Erläuterungen dazu, erklärte Overbeck: „Es ist gut, dass es diese Form der Segnung gibt. Das Wort von irregulären Paaren in diesem Zusammenhang halte ich nicht für gut und angebracht.“
Segensfeier für alle Paare
In der Praxis würden nur wenige homosexuelle Paare einen Segen erbitten. „Viel mehr wiederverheiratete Geschiedene fragen danach.“ Paare, die den Segen Gottes für ihre Liebe wünschten, würden im Bistum Essen in ihrem Wunsch und bei der Planung einer Segensfeier unterstützt und begleitet, sagte Overbeck.
In seinem Referat hatte der Bischof an die Märtyrer zur Zeit des Nationalsozialismus erinnert und dabei anhand von Beispielen verschiedene Formen des Widerstands deutlich gemacht. Kaplan Poether, dessen Urne in einem Seitenaltar der Hiltruper Pfarrkirche St. Clemens eingelassen ist, hatte sich im Ruhrgebiet für die Minderheit der ruhrpolnischen Bevölkerung eingesetzt. Das brachte ihn in Konflikt mit dem NS-Regime.
Overbeck erinnert an Beispiele aus dem kirchlichen Widerstand
Dietrich Bonhoeffer, der kurz vor Kriegsende im April 1945 hingerichtet wurde, hatte sich von Anfang an kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt und steht nach Worten von Overbeck für einen ökumenisch verstandenen Widerstand aller Christen. Die „Lübecker Märtyrer“ – dazu gehören die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange und der evangelische Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink, die wegen kritischen Bemerkungen zu den Unrechtstaten der Nationalsozialisten 1943 hingerichtet wurden – hätten sich überkonfessionell verständigt, um Widerstand zu leisten.
Die aus Studentenkreisen in München gebildete „Weiße Rose“ habe sich auf christliche und humanistische Werte bezogen und stehe für ein „Handeln von unten“. „Wenn die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, muss sich Menschlichkeit mit Widerständigkeit verbinden. Das zeigen diese Beispiele“, sagte Overbeck.

 

"Overbeck warnt vor der AfD" - Essens Bischof zu Gast in St. Clemens von Michael Grottendieck in der WN vom 18. Januar 2024

Münster-Hiltrup. So einfach lässt sich das ausdrücken: „Die darf man nicht wählen.“ Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck äußert sich glasklar zur AfD. Was die Partei in Wirklichkeit wolle, sei alles andere als harmlos.
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck sprach in Hiltrup auf Einladung des Arbeitskreises Bernhard Poether
und der Pfarrgemeinde St. Clemens. Sein Thema: „Erinnerung an die Märtyrer des 3. Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen.“ Dazu nahm er den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer („Von guten Mächten wunderbar geborgen“), die vier Lübecker Märtyrer, den Kreis der „Weißen Rose“ um die Geschwister Scholl und den in Hiltrup aufgewachsenen Bernhard Poether in den Blick.
Immer wieder fiel dabei der Begriff der menschlichen Würde. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, so steht es in Artikel eins des Grundgesetzes. Dahinter stehe ein christliches Menschenbild, erläuterte Overbeck. „Jeder Mensch ist eine eigene Persönlichkeit, die es zu schützen gilt, egal, woher er kommt oder welcher Rasse er angehört – um einmal die damalige Diktion aufzugreifen.“
Auch heute wollten politische Kräfte wieder Gewalt einsetzen, um Menschen in ihrer Würde zu zerstören. Overbeck sprach den Krieg in der Ukraine an, den Überfall der Hamas-Terroristen auf Israel sowie das Erstarken rechter Parteien. Zur AfD und deren Vorstellungen zum Umgang mit Menschen anderer Naconalitäten und Kulturen äußerte er sich glasklar: „Die darf man nicht wählen.“
Overbeck erinnerte an Bernhard Poether: Als der junge Kaplan unmittelbar nach Kriegsbeginn 1939 zur Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ging, um sich für die Befreiung einiger polnischsprachiger Gemeindemitglieder aus Bottrop einzusetzen, da war das eine „unabdingbare Solidarisierung mit den Opfern“. Sie sei jedoch geprägt gewesen von einem „unerschütterlichen Widerstand gegen jede Ideologie“, fügte Overbeck hinzu.
Um Poethers mutiges Vorgehen zu charakterisieren, wählte er den Begriff der „widerständigen Menschlichkeit“, die auch den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer ausgezeichnet habe.
Möglichkeiten eines politischen Widerstandes habe die „Weiße Rose“ aufgezeigt. „Widerständige Menschlichkeit“ sei auch heute ein Auftrag.
Nochmals geweitet wurde das Themenspektrum in der anschließenden Diskussion über aktuelle innerkirchliche Themen wie Ökumene und die Öffnung für das Diakonat für Frauen. Als Pfarrer Ewald Spieker nach mehr als zwei Stunden die Veranstaltung schloss, sagte er in Richtung des Gastes: „Er lebt in diesen Themen.“ Von den Zuhörern im vollbesetzten großen Pfarrsaal gab es langanhaltenden Applaus.

 

"Essens Bischof Overbeck kommt nach Hiltrup" Vortragsabend in St. Clemens von Michael Gottendieck in der WN vom 6. Januar 2024

St. Clemens erwartet im Januar den Besuch eines Bischofs. Aus Essen wird Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck nach Hiltrup kommen. Wie kommt die Gemeinde zu dieser Ehre?
Die Einladung für den Besuch Dr. Franz-Josef Overbeck hat der emeritierte Pfarrer Ewald Spieker ausgesprochen. Er kennt Bischof Overbeck „sehr gut“, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt.
Das überrascht nicht. Denn der heutige Ruhrbischof ist in Münster groß geworden, ist dort Weihbischof gewesen, ehe er vor 14 Jahren Bischof von Essen wurde.
Das Bistum Essen wurde 1958 gegründet. Zuvor gehörte ein Gutteil des Ruhrbistums zu Münster. In Städten wie Bottrop, Gladbeck sowie Gelsenkirchen wurde vor 90 Jahren ein junger Priester gesandt, der in Hiltrup aufgewachsen ist. Die Rede ist von Bernhard Poether, der keine zehn Jahre nach seiner Weihe zum Priester als Märtyrer im Konzentrationslager Dachau an den Folgen von Hunger, Krankheit und Folter am 5. August 1942 starb. Bekanntlich bemüht sich die Gemeinde St. Clemens seit einigen Jahren um eine Seligsprechung.
Nun hat die katholische Kirche viele andere Probleme, als sich vordringlich um die Seligsprechung weitere KZ-Priester zu kümmern. Vielen anderen Herausforderungen muss sie sich stellen, auf zahlreiche dringliche Fragen muss sie Antworten finden. Früher noch als im Bistum Münster galt das im Bistum Essen.
Ewald Spieker ist der Meinung, dass Dr. Franz-Josef Overbeck sich dabei zu einem der offensten und fortschrittlichsten Bischöfe entwickelt hat. „Er ist einer, der Zukunft gestalten möchte, einer, der Perspektiven für die Kirche entwickelt.“
Seit vielen Jahren ist Dr. Franz-Josef Overbeck als Militärbischof und als verantwortlicher Bischof für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Seit 2021 ist er als Vorsitzender der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz tätig. An dem Synodalen Prozessen ist er aktuell sowohl in Deutschland wie auch in Rom aktiv eingebunden. Seine Rolle bei der Aufklärung der Missbrauchsprozesses im Bistum Essen wird kontrovers beurteilt.
In Hiltrup wird Bischof Overbeck auf Einladung des Arbeitskreis Poether zum Thema „Erinnerung an die Märtyrer des 3. Reiches – Wegweiser für die Kirche von morgen“ sprechen. Der Blick soll nach vorne gehen. Das sei der ausdrückliche Wunsch des Arbeitskreises gewesen, der mittlerweile seit 15 Jahren besteht.
Ewald Spieker verspricht sich einige Impulse von Bischof Overbeck. Jener habe jedenfalls sofort zugesagt, als er ihn um einen Besuch in St. Clemens gebeten habe. „Ich freue mich, dass er kommt“, erklärt auch Pfarrer Mike Netzler: „Dass er sich die Zeit nimmt und sogar einen Vortrag ausarbeitet.“
Im Sommer 2022 war Münsters Bischof Dr. Felix Genn aus Anlass des 80. Todestags von Bernhard Poethers nach St. Clemens gekommen. Er betete vor der Grablege in der Tabernakel-Kapelle.
Am 16. Januar wird auch „Raum für aktuelle Fragen“ bleiben, heißt es. Der Vortragsabend beginnt um 19.30 Uhr im Pfarrzentrum St. Clemens.