Stellungnahme des Pfarreirats St. Clemens Hiltrup Amelsbüren zum Nahost-Konflikt

 

Stellungnahme des Pfarreirats St. Clemens Hiltrup Amelsbüren zum Nahost-Konflikt

 

Was uns schockiert und entsetzt

 

Uns drängt es Stellung zu beziehen und nicht zu schweigen.

 

Es ist traurig und beunruhigend, von den aktuellen Ereignissen zu hören und jeder und jede ist zurzeit schockiert und entsetzt. Viele haben Angst, zumal die Stimmen lauter werden, dass wir für einen Krieg statt für einen Frieden gerüstet sein müssen.

Das brutale Massaker der Hamas vom 7. Oktober an wehrlosen Bürgern und Bürgerinnen in den israelischen Kibbuzim, die Geiselnahme und Verschleppung von Kindern, Frauen, Männern und alten Menschen ist für uns unerträglich und erweckt unser tiefes Mitgefühl.

Die dadurch entfesselte israelische Reaktion mit den Bombardierungen im Gazastreifen führt durch die Tötung tausender Palästinenser und Palästinenserinnen zu zusätzlichem Leid und Hass. Diese Gräueltaten hinterlassen tiefe Narben in beiden Gesellschaften und verhindern eine politische Lösung des Nahost-Konflikts.

Aber nicht nur tausende von Kilometern entfernt werden die Bedrohungen immer stärker. Der Hass und die Angriffe auf Juden und Jüdinnen in Deutschland, wie auch der letzte Antisemitismusbericht zeigt, sind absolut inakzeptabel. Es ist beschämend, dass jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen sich nicht mehr trauen, sich in der Öffentlichkeit entsprechend ihrem kulturellen und religiösen Selbstverständnis zu zeigen. Jeder Form von Diskriminierung und Gewalt sollte – gerade von uns Christen und Christinnen - entschieden entgegengetreten werden. Es ist wichtig, dass Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Hintergründe in Frieden und Harmonie zusammenleben können.

Fast in den Hintergrund getreten sind die neuen schweren Kämpfe in der Ukraine, die eine alarmierende Entwicklung haben. Es ist zu hoffen, dass die internationale Gemeinschaft zusammenarbeitet und eine Lösung für einen dauerhaften Frieden in Europa („dem gemeinsamen Haus“ – Gorbatschow) entwickelt, um weiteres Leid zu verhindern. Der Dialog ist „die einzige vernünftige Tür zum Frieden“ wie es Papst Franziskus bei seinen Friedensbemühungen gesagt hat.

 

Was wir verurteilen

  • Die brutalen Morde und Geiselnahmen, die von der Hamas begangen werden. Solche Verbrechen sind einfach inakzeptabel.
  • Das Töten unschuldiger und unbeteiligter Zivilisten, Kinder, Frauen und Männer, egal in welchem Kontext oder von welcher Gruppierung es geschieht.
  • Die Haltung derjenigen, die darauf abzielt, alles jüdische oder israelische Leben auszulöschen. Dies ist eine extremistische Ideologie, die keinen Platz in einer friedlichen und pluralistischen Gesellschaft hat.

Nochmal: Es ist wichtig, sich für den Frieden, die Sicherheit und das Wohl aller Menschen einzusetzen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Nationalität.

 

Was wir fordern -  verlangen - unterstützen

Wir – der Pfarreirat St. Clemens Hiltrup Amelsbüren – fordern:

  • Das Bekenntnis zum Lebens- und Selbstbestimmungsrecht Israels: Die Anerkennung des Rechts von Israel auf eine eigenständige und sichere Existenz ist entscheidend für eine langfristige Stabilität in der Region.
  • Die Sicherheit der unschuldigen Zivilbevölkerung – auf beiden Seiten - muss stets Priorität haben, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Glauben.
  • Sicherheit und Schutz für unsere jüdischen und christlichen Glaubensgeschwister in Israel und Palästina und bei uns: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Menschen unabhängig von ihrem Glauben sicher und geschützt leben können. Diese Gewissheit ist ein wesentlicher Bestandteil der Wahrung der Menschenrechte.
  • Wir fordern eine sofortige Waffenruhe im gesamten Gebiet von Gaza, damit humanitäre Hilfe bei der palästinensischen Zivilbevölkerung ankommen kann, die im Kampfgebiet faktisch eingeschlossen ist.
  • Die sofortige humanitäre Hilfe für Verletzte, Ausgebombte, Vertriebene durch internationale Organisationen: Es ist dringend erforderlich, den Betroffenen mit sofortiger humanitärer Unterstützung zu helfen, um ihr Leid zu lindern und die Grundbedürfnisse zu gewährleisten. Darum appellieren wir an Israel und Ägypten, die Grenzen für die Versorgung und Ausreise zu öffnen. Dies ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
  • Wir fordern das Lebens- und Selbstbestimmungsrecht des palästinensischen Volkes, das durch die Zwei-Staaten-Lösung gewährleistet werden kann.
  • Letztendlich fordern wir  Bemühungen um Verhandlungen zum Ende der Kämpfe: Der Weg zum Frieden erfordert ernsthafte Verhandlungen und diplomatische Bemühungen aller beteiligten Parteien. Ein Dialog ist der Schlüssel zur langfristigen Stabilität und zur Beendigung der Kämpfe. Denn Krieg schafft Krieg!

Es ist wichtig, dass die internationale Gemeinschaft zusammenarbeitet, um diese Forderungen und Maßnahmen zu unterstützen und einen konstruktiven Beitrag zur Lösung des Konflikts zu leisten.

 

Wo wir hilflos sind -  wo wir uns hilflos sehen

Wir wissen, dass all diese Forderungen eher hilflos klingen und sehr wahrscheinlich keine Auswirkungen auf die Weltlage haben.

Wir wissen, dass es wahrscheinlich keinen Widerhall geben wird.

Wir können die Welt nicht retten, aber wir sind in Gedanken und Gebet mit allen Opfern verbunden.

Aber wir wissen auch, dass wir nicht schweigen können! Wir wollen unsere Bestürzung zum Ausdruck bringen und damit unsere Solidarität zeigen. Wir wollen Unrecht benennen und dadurch handlungsfähig bleiben.

Wir wollen nicht schweigen, denn die Menschenrechte gelten für alle Menschen – immer und überall!

 

Die Stellungsnahme finden Sie hier zum Download!